Am Samstag wurde mir (Arvid) eine sehr große Ehre zuteil: Ich durfte zur Schwarzgurtprüfung im Tibetan Wave antreten, die ich auch erfolgreich absolviert habe.
Damit bin ich nun in zweiter Generation ein Schwarzgurt (bzw. Inhaber des sechsten Levels) im Tibetan Wave – und der erste, der in Deutschland eine solche Prüfung abgelegt hat.
Die Prüfung war in drei Teile gegliedert:
Ich musste ein Seminar inhaltlich und zeitlich ausarbeiten und planen, eine neue Form entwickeln, sowie die Theorie der Basisform kennen und einen Selbstverteidigungsteil absolvieren. Über das Seminar habe ich bereits in einem anderen Artikel berichtet.
Der Form- und Theorieteil startete unmittelbar nach dem Seminar am 29.03.2025. Ich sollte dort zuerst mein Wissen über die Basisform teilen. Dazu gehören die Techniken und deren Sinn, aber auch z. B. der tiefere Gedanke hinter dem Schrittmuster. Neben der Basisform beherrsche ich noch zwei weitere Formen, die ich selbst entwickelt habe – die erste im Rahmen meines fünften Levels und nun eine weitere für das sechste. Die Besonderheit an der neuen Form, die ich für diese Prüfung entwickelt habe, ist, dass sie eine zweite Waffe einsetzt. Ich habe mich für eine Axt (Tomahawk) entschieden. Leider fehlen mir derzeit noch die Namen für beide Formen – aber auch das ist in Arbeit 😉 Zu den Formen gab es verschiedenste Aufgaben, die ich zu meistern hatte. Sei es eine abgewandelte Art, die Form zu laufen, zwei Formen miteinander zu verbinden oder Bewegungen aus einer Form in die andere zu integrieren – langweilig wurde es auf jeden Fall nicht! Außerdem gab es noch einen „Überraschungsteil“: Ich durfte mir eine Kurzform mit zwei Peitschen ausdenken und auch mit einer 10-Fuß-Peitsche die Basisform laufen. Zum Vergleich: Unsere üblichen Peitschen sind 5 Fuß lang, also ca. 1,5 Meter. Eine 10-Fuß-Peitsche entspricht etwa 3 Metern – das ergibt einen Schwingradius von rund 6 Metern! Das Gefühl und die Technik ändern sich da drastisch. Nicht nur, dass man deutlich geduldiger sein muss, bis etwas passiert (da die Peitsche durch ihre Länge und ihr Gewicht viel Träger ist) – man muss auch deutlich mehr mit dem Körper arbeiten!
Nachdem der Formteil zur Zufriedenheit der Prüfer abgeschlossen war, folgte ein Umgebungswechsel. Wir gingen von der Turnhalle rüber in die Kung-Fu-Schule, wo auch bereits Sifu Holger auf uns wartete. Dort sollte nun der letzte und anstrengendste Teil meiner Prüfung folgen: der SV-Teil (Selbstverteidigung). Im SV-Teil habe ich mich zuerst mit diversen körperlichen Übungen in Fahrt gebracht und sollte danach zunächst auf rein technischer Ebene zeigen, dass ich mich mit einer Peitsche in der Hand auch in der Nahdistanz verteidigen kann. Auch wenn rein technisches Arbeiten nicht so anstrengend ist wie andere Aspekte, war es durch die vorangegangenen Übungen trotzdem alles andere als entspannt. Zum Glück hatte ich drei wirklich gute Mitstreiter, die für mich die „Bösen“ gespielt haben – und durch ihr Können meine Leistung hervorragend zur Geltung brachten. An dieser Stelle ein Dank an Michael, Christian und Michi! Damit es auch hier nicht langweilig wurde, ging es irgendwann dazu über, meine Gegner dynamisch zu bearbeiten, zu Boden zu bringen und zu sichern – allerdings geordnet, nacheinander. Der stressigste Teil war (wie fast immer) der sogenannte „Multiman“-Teil, bei dem alle meine Gegner mich gleichzeitig angreifen durften. Es konnte also passieren, dass ich gerade mit einem Gegner beschäftigt war, während der nächste mich schon angegriffen hat – oder Ähnliches. Was das Ganze nicht einfacher gemacht hat: Meine Gegner durften während der gesamten Zeit Waffen aller Art einsetzen.
Dabei war es egal, ob Stock, Messer, Peitsche, Axt, Nunchaku – oder sogar Pistolen! Zum Ende hin durfte ich allerdings entwaffnete Waffen weiterhin einsetzen – was mir sehr geholfen hat. Es verteidigt sich einfach besser – mit einer Axt! ;D Nachdem ich alle Gegner bezwungen hatte, schmissen sich alle gleichzeitig auf mich rauf und ich musste mich freikämpfen.
Zum Ende war sogar Si Ting Ron Lew sowie Eve und Tim über Video Call zugeschaltet. Das hat mich wirklich sehr gefreut. Si Ting Ron gab mir noch ein paar Tipps mit auf den Weg und teilte seine Meinung über die deutschen Prüfungen mit uns. Zitat: „I like your tests in germany, they are so hard and long!“ – Auch nach 6 Stunden Prüfung war das noch für einen Lacher gut! Mir fällt es auch nach mehreren Tagen Abstand schwer, abschließende Worte zu finden. Die Prüfung, der Weg dahin und die Freundschaften und Bekanntschaften, die ich auf diesem Weg schließen durfte, werden keinen Worten gerecht. Ich danke einfach jedem so unendlich, der mich auf diesem Whip-Germany-Weg begleitet hat. Ganz besonders Michael, Basti und Claudia! Ich freue mich nun auf die Zukunft unseres Stils und bin gespannt, welche Schwarzgurte mir noch alle folgen werden!